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Artikel / Berichte

Im Test: Duels of the Planeswalkers 2014
Magic Karten Beobachtungsliste 
Torben Thies
19.07.2013
Traditionen sind ja etwas Tolles …
[Anmerkung: Aufgrund technischer Gründe könnte das Spiel nur auf Englisch getestet werden. Selbstverständlich ist es aber auch auf Deutsch erhältlich und komplett übersetzt.]

Jedes Silvester gehört Dinner for One zum Pflichtprogramm, jedes Ostern ist ohne Eiersuche nur halb so schön. Und seit ein paar Jahren erfreut uns jedes Jahr eine neue Version von Duels of the Planeswalkers, die zeitgleich zum neuen Hauptset erscheint. Im Gegensatz zu stolpernden Butlern und bunten Eiern gestaltet sich diese Tradition glücklicherweise nicht immer gleich. Wizards bieten mit jeder neuen Edition Neuerungen und Überraschungen, die das Spielerlebnis auch für Veteranen frisch halten. Was macht Magic 2014 – Duels of the Planeswalkers also so einzigartig? Lasst es uns gemeinsam herausfinden.


Quest for Pure Flame

Das Postergirl für die digitale und papierne Ausgabe des Hauptsets ist dieses Jahr Chandra, ihres Zeichens Planeswalker und Feuermagierin. Ihre Präsenz sorgt sowohl optisch als auch inhaltlich für ein einheitliches Erscheinungsbild. In der hübschen Kampagne kämpft man sich an ihrer Seite auf der Suche nach einem mysteriösen Magier und einem Schmuckstück durch diverse Welten. Die Herausforderungen, die einem hierbei begegnen, sind stimmig in die jeweilige Welt eingebettet; wenn ihr Innistrad kennt, wird es euch nicht überraschen, dort auf Zombiehorden und wütende Menschenmobs zu treffen.


Während ihr die Widrigkeiten, die euch in den Weg gestellt werden, überwindet, schaltet ihr nach und nach neue Decks und Karten frei, mit denen ihr euer Arsenal erweitert und eure strategische Ausrichtung individuell anpassen könnt. Wie auch schon im letzten Teil bestreitet ihr nicht nur normale Duelle, sondern müsst auch diverse Begegnungen überstehen, in denen euer Gegner zwar immer das Gleiche macht, das aber unheimlich effektiv. Das Aufeinandertreffen mit der Menschenmeute hat mir beispielsweise mehrfach Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Auch vom Umfang her kann sich die Kampagne sehen lassen. Selbst ich als erfahrener Magic-Spieler habe es noch nicht durch alle 25 Teile geschafft.


Eine ausgezeichnete Neuerung ist meines Erachtens, dass ihr jederzeit abseits der Kampagne die Decks der fünf Kernplaneswalker Ajani, Jace, Liliana, Chandra und Garruk freischalten könnt - ihr müsst lediglich gegen sie eine Partie gewinnen. Spieler, die sich deutlich mit einer Farbe beziehungsweise einem Planeswalker identifizieren, bekommen so schneller die Gelegenheit, an diese zu gelangen.


Seal(ed) of Fire

So spaßig die vorherigen Ausgaben von Duels of the Planeswalkers auch waren, fehlte mir doch immer ein wichtiger Teil von Magic, der mir persönlich am meisten Spaß macht: Limited. Klar, die eindrucksvoll vorkonstruierten Decks haben ihren Charme und die Auswahl ist groß. Aber nichts lässt mein Spielerherz höher schlagen als die völlige Freiheit, die aus ein paar geöffneten Boostern kommt. Jede aufgerissene Packung öffnet das Tor zu neuen Welten. Genau dieses Erlebnis hat Duels of the Planeswalkers jetzt ebenfalls implementiert. Im Sealed-Teil startet ihr mit sechs Boostern, die ihr nach und nach öffnet und aus denen ihr anschließend ein 40-Karten-Deck baut. Und man muss den Entwicklern lassen, dass sie der Aufregung eines echten Boosteröffnens erstaunlich nahekommen. Da knistert die Folie, wenn man sie in die Hand nimmt, da werden die Karten ausgebreitet, da wird ungeduldig nach dem goldenen Symbol geschaut. Die Ersatzbefriedigung ist eindeutig vorhanden.


Der Deckbau selbst gestaltet sich übersichtlich und gut strukturiert. Ihr habt völlige Freiheit darin, welche Farben und Einzelkarten ihr einbaut und wer auf der Ersatzbank den ewigen Gomez spielen muss (ist diese Fußballreferenz noch aktuell? Es gibt einen Grund, warum ich euch über Magic berichte und nicht für Kicker schreibe). Auch in Sachen Länderverteilung seid ihr autonom. Eurem Einfallsreichtum sind also keine Grenzen gesetzt. Na gut, die Inhalte der Booster, aber das Lebensmotto von Magic-Chefdesigner Mark Rosewater gilt auch hier: Einschränkungen rufen Kreativität hervor (im Original: "restrictions breed creativity").

Einen kleinen Unterschied zu normalen Sealed-Turnieren hat sich das Spiel allerdings einfallen lassen. Normalerweise ist nach den sechs Boostern, die man anfangs bekommen hat, um sein Deck zu bauen, Schluss. Die Motivation zieht man hier schließlich daraus, sich an verschiedenen Gegnern zu messen und eine möglichst hohe Endplatzierung zu erreichen. Dieser Faktor ist durchaus noch gegeben - die diversen Computergegner sind alles andere als Strohpuppen, aber es ist toll, durch die Verheißung, neue Booster freizuschalten, noch mehr Ansporn geliefert zu bekommen.

Der Sealed-Modus bekommt von mir also einen klaren Daumen nach oben. Ach so, und falls ein Entwickler das hier zufällig lesen sollte: Können wir in der nächsten Ausgabe draften? Bitte? Bitte, bitte, bitte?


Flamebreak

Braucht ihr einen kleinen Verschnaufer von den Kampagnen des Spiels, wollt aber nicht völlig geistig abschalten? Dann sind die neuen Herausforderungen genau das Richtige für euch! Das Grundprinzip ist immer gleich. Euch wird eine Spielsituation dargeboten und ihr müsst trotz widriger Umstände versuchen, das Spiel in diesem Zug zu gewinnen. Die daraus entstehenden Puzzles können ziemlich knifflig werden und selbst kühle Köpfe zum Dampfen bringen. Die Herausforderungen bauen nicht aufeinander auf, ihr könnt sie also in beliebiger Reihenfolge absolvieren.


Ebenfalls positiv anzumerken ist der Lerneffekt für die zahlreichen Neulinge, die jedes Jahr durch Duels of the Planeswalkers an das beste Spiel der Welt herangeführt werden (ich bin komplett objektiv, wisst ihr?). So lernen sie grundlegende strategische Möglichkeiten und gehen aus jeder bestandenen Prüfung mit einem Aha-Effekt heraus. Habt aber keine Angst, wenn ihr wie ich schon länger dabei seid. Die späteren Herausforderungen sind wahre Rube-Goldberg-Maschinen an Komplexität und werden euch nicht unterfordern. Wenn doch, Glückwunsch zur Hochbegabung!


Fire at Will

Habt ihr dann irgendwann die Kampagne geschafft, alle Decks und Inhalte freigeschaltet, euer Sealed-Deck optimiert und die Herausforderungen bestanden, gibt es immer noch keinen Grund, das Spiel beiseitezulegen. Ihr könnt euch online jederzeit in Einzelduellen oder im Two-Headed Giant mit Gegnern aus der ganzen Welt messen. So geht der Spielspaß bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter. Apropos Two-Headed Giant: Wenn gerade ein Freund bei euch vorbeischaut, könnt ihr mit ihm oder ihr auch an einem Rechner beziehungsweise einer Konsole ein Team bilden. Zwei Köpfe sehen schließlich mehr als einer.

Wenn ihr online geht, empfehle ich euch nur, das Deck eurer Wahl so weit aufzustocken wie möglich. Die meisten eurer Gegner werden das auch getan haben und ihr wollt doch nicht einem Stock zu einem Magierduell antreten. Ihr könnt übrigens nicht nur eure Fähigkeiten mit den vorkonstruierten Decks, sondern auch eure Begabung im Sealed-Bau miteinander messen.


Firestarter

Wie schon erwähnt ist Duels of Planeswalkers 2014 ein ausgezeichnetes Spiel und empfehlenswert für Magic-Interessierte jeglichen Erfahrungsgrades. Besonders beeindruckt hat mich dabei, wie die Entwickler es geschafft haben, die Grundlagen des Spiels in einem prägnanten Tutorial auf den Punkt zu bringen. Ich war selbst schon öfter in der Position eines Magic-Lehrers und kann euch versichern, dass man Geschick braucht, um Magic auf seine grundlegenden Elemente herunterzubrechen und schnell Spielfluss ohne große Einleitung hervorzubringen.


Das Tutorial schafft es, die Essenz prägnant herüberzubringen und den Spieler dann auf seine eigene Entdeckungsreise zu schicken, ohne ihn zu bevormunden. Wenn ihr jemandem Magic beibringen wollt, schenkt ihm oder ihr dieses Spiel. Ihr werdet beide angemessen herausgefordert, denn der variable Schwierigkeitsgrad lockert beziehungsweise zieht die Daumenschrauben erheblich an. Je nachdem, was ihr braucht.

Einsteiger, die Duels of the Planeswalkers erworben haben, werden glücklicherweise nicht unter einer Glaskuppel gehalten, sondern nebenbei darauf aufmerksam gemacht, wie groß die Welt von Magic eigentlich ist. So strömen jährlich um diese Zeit neue Spieler in die Läden. Sie holen meist nicht bloß ihre coole Promokarte ab, oft bleiben sie auch, um einmal mitzuspielen. Und kommen die Woche darauf wieder, weil es ihnen beim letzten Mal so gut gefallen hat. Insofern kann man das Spiel als Wegbereiter für neue Generationen und eine glückliche Zukunft für unser aller Lieblingsspiel sehen.


Cackling Flames

Wie ihr diesem Artikel bereits entnehmen konntet, kann ich meine Begeisterung über Duels of the Planeswalkers 2014 schwer zurückhalten. Das ist aber auch nicht nötig, denn ich empfehle es jedem, der fragt, vollen Herzens weiter. Nicht nur strukturell und spielerisch wird sich hier auf hohem Niveau duelliert. Auch die kleinen Details stimmen und lassen Freude aufkommen. Individuell auf bestimmte Karten abgestimmte visuelle Effekte verleihen jedem Spiel Flair (der auferstehende Phönix ist mein Liebling), die Planeswalker-Infos verleihen mehr Hintergrundwissen (ich bin älter als Chandra und Jace, wann entzündet sich mein Funke?), Achievements lassen einen auch mal abwegigere Dinge ausprobieren …


Die Liste an Kleinigkeiten, die mir ein Grinsen ins Gesicht bringen, ist lang. Und der Spielspaß, den ihr mit diesem Schmuckstück haben werdet, ebenso.