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Artikel / Berichte

Casualthies: Partnervermittlung
Magic Karten Beobachtungsliste 
Torben Thies
06.03.2013
Den Partner fürs Leben zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Während das im richtigen Leben ziemlich gut geklappt hat, habe ich bei Magic meine liebe Mühe mit der Monodeckie (oder was auch immer das Kartenäquivalent zu Monogamie ist). Generäle kommen und gehen mit meinen Launen, die Überreste zerfledderter Decks finden sich in zahlreichen Kartenstapeln. Mittlerweile sehne ich mich allerdings nach ein wenig mehr Stabilität. Ich suche nach einem Deck, das ich nicht gleich nach einem Monat wieder auseinandernehme, sondern dem ich guten Gewissens meine „I choo-choo-choose you“-Karte überreichen kann. (Denkt dran: In 345 Tagen ist Valentinstag!) Dementsprechend ist mir meine Entscheidung nicht leicht gefallen. Ich habe versucht, mich nicht von den neuen sexy Legenden aus Gatecrash ablenken zu lassen (ja, genau dich meine ich, Prime Speaker Zegana!), sondern habe nach etwas mit mehr Substanz gesucht. Der erste Schritt auf der Suche war, einige wichtige Aspekte aufzulisten, die mein neuer Lebensabschnittsgeneral erfüllen muss:

1.

Kein pures Kontrolldeck. Spiele mit diesem General sollen keine kaugummiartigen Angelegenheiten sein, damit man ihn ohne Weiteres auch zwischen Turnierrunden einsetzen kann. (Dort spiele ich zurzeit am meisten Commander.)

2.

Kein rücksichtslos aggressives Deck. Die Spiele dürfen zwar schnell sein, aber nach ein paar Zügen wehrlos zu sein, macht auch nicht so viel Spaß. Eierlegende Wollmilchsäue gibt es zwar eigentlich nicht, aber ich wette, die Simic arbeiten daran.

3.

In irgendeiner Form Kartenvorteil erwirtschaften können. Wie genau, ist mir ziemlich egal.

4.

Zu kompliziert sollte es auch nicht sein. Schließlich spiele ich Commander zur Entspannung und nicht, weil ich Knoten im Gehirn möchte. Zu johnnytastisch sollte es also nicht werden.

Ich weiß, die Datenbanken von Elitepartner wären bei solchen Ansprüchen auf jeden Fall explodiert. Nach ein bisschen Browsen im Gatherer bin ich allerdings überraschend schnell fündig geworden:


Ein Spielsteinansatz mit Trostani, Selesnya's Voice verbindet, was schwer zu verbinden ist. Günstige Tokens können früh Druck ausüben; Trostani selbst erzeugt Kartenvorteil und gibt Puste für spätere Züge; und sogenannte „armies in a can“, die alleine mehrere Spielsteine kreieren, sorgen dafür, dass man nicht zu viele Ressourcen auf einmal riskieren muss. Ich bin begeistert!

Hier ist die Liste, die ich gerade spiele:


7 Forest
10 Plains
Razorverge Thicket
Elfhame Palace
Stirring Wildwood
Command Tower
Wooded Bastion
Sunpetal Grove
Temple Garden
Graypelt Refuge
Krosan Verge
Pendelhaven
Oran-Rief, the Vastwood
Mosswort Bridge
Temple of the False God
Grove of the Guardian
Vitu-Ghazi, the City-Tree
Nantuko Monastery
Tectonic Edge
Strip Mine
Kor Haven

Doomed Traveler
Selesnya Evangel
Kazandu Tuskcaller
Thallid Shell-Dweller
Vitu-Ghazi Guildmage
Jade Mage
Selesnya Guildmage
Blade Splicer


Psychotrope Thallid
Thraben Doomsayer
Wayfaring Temple
Master of the Wild Hunt
Mentor of the Meek
Odric, Master Tactician
Emeria Angel
Nullmage Shepherd
Skullmulcher
Mykoloth
Geist-Honored Monk
Ant Queen
Verdeloth the Ancient
Craterhoof Behemoth

Skullclamp
Path to Exile
Swords to Plowshares
Sol Ring
Intangible Virtue
Culling Dais
Selesnya Signet
Lightning Greaves
Eladamri's Call
Gleeful Sabotage
Call of the Conclave
Selesnya Charm
Sundering Growth
Druidic Satchel
Sacred Mesa


Beastmaster Ascension
Champion's Helm
Midnight Haunting
Rootborn Defenses
Call of the Herd
Awakening Zone
Devouring Light
Glare of Subdual
Seed Spark
Faith's Fetters
Growing Ranks
Harmonize
Battle Screech
Bramblecrush
Garruk Wildspeaker
Parallel Evolution
Conqueror's Pledge
Sprout Swarm
Cathars' Crusade
Privileged Position
Feudkiller's Verdict
One Dozen Eyes
Austere Command
Decree of Justice
White Sun's Zenith
Slime Molding
Gelatinous Genesis

Kommandeur:

Trostani, Selesnya's Voice


Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde solche riesigen Commanderlisten immer ziemlich unübersichtlich. Lasst mich die Karten ein bisschen besser gruppieren, damit wir Stück für Stück dahinterkommen, wie Trostani eigentlich tickt. Starten wir mit …


You and whose ar— Oh.

36 Karten im Deck erzeugen auf die eine oder andere Art und Weise Spielsteine. Das ist eine Menge, aber auch notwendig, damit die teilweise sehr spezifischen Karten, die von Spielsteinen profitieren sicher etwas zu tun haben. Tote Karten fühlen sich nämlich nicht sonderlich gut an. Die Kreaturen, die dabei entstehen, sind alles andere als einheitlich. Von klein bis groß, fliegend bis bodengebunden, menschlich bis tierisch ist alles vertreten, was so kreucht und fleucht. Um ein Tribaldeck, das sich auf einen speziellen Kreaturentyp spezialisiert, handelt es sich also keineswegs. Vielmehr sind der ausschlaggebende Faktor für die Einbindung in das Konklave die Manakosten. Je besser die Sprüche auf der Kurve liegen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch selbige ins Deck kriegen. Ganz oben (beziehungsweise ganz unten) dabei sind hier Doomed Traveler, Selesnya Evangel, Jade Mage, Thallid Shell-Dweller, Call of the Conclave, Selesnya Charm, Thraben Doomsayer, Blade Splicer, Awakening Zone, Call of the Herd sowie Midnight Haunting. Sie bringen den Stein ins Rollen und einer früh gewirkten Trostani reichlich Subjekte zur Populationserweiterung (wie das im Detail so abläuft, hinterfrage ich lieber mal nicht).


Klar, Kleinvieh macht Mist und ist ein guter Anfang. Irgendwann hat man jedoch mehr Mana zur Verfügung und will Sprüche, die entweder bessere Spielsteine beziehungsweise mehr auf einmal machen oder für einen stetigen Zuwachs an neuen Rekruten sorgen. In die erste Kategorie fallen Battle Screech, Geist-Honored Monk, Conqueror's Pledge, Feudkiller's Verdict, One Dozen Eyes und Grove of the Guardian. Sollte Trostani gerade mal nicht erreichbar sein, helfen Selesnya Guildmage, Kazandu Tuskcaller, Sacred Mesa, Druidic Satchel, Garruk Wildspeaker, Master of the Wild Hunt, Emeria Angel, Mycoloth, Ant Queen, Vitu-Ghazi, the City-Tree und Sprout Swarm, den Strom an Kreaturen aufrechtzuerhalten, ohne mehr als eine Karte zu investieren. Dieser Punkt ist enorm wichtig, denn in Commander werden einige Tischabräumer im Sinne von Day of Judgment gespielt. Dass ihr im Laufe eines Spiels das eine oder andere Massensterben erlebt, wird unausweichlich sein. Wichtig ist aber, dass ihr über die Ressourcen verfügt, guten Gewissens behaupten zu können: „We will rebuild.“ Sprout Swarm gewinnt übrigens den Oscar für „Beste Karte im Deck“. Die zwei Fähigkeiten des Saprolinggenerators harmonieren so unglaublich gut miteinander, dass sich riesige Pilzgebiete quasi von selbst generieren. Ohne Sprout Swarm wäre das Deck nur halb so gut.

Die letzte Subkategorie bilden die Sprüche, in die man spät im Spiel richtig viel Mana reinbuttern kann. Decree of Justice, White Sun's Zenith, Gelatinous Genesis, Verdeloth the Ancient und Slime Molding zahlen euch investiertes Mana in geballter Mannes-(und Katzen- und Schleimes-)kraft zurück.


Token Identity

Dass das Deck über beeindruckende Kapazitäten im Bereich der Massenproduktion verfügt, haben wir wohl eindeutig geklärt. Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt: Wie profitiert man davon? Wir suchen also Karten, die mit kleinen Kreaturen in größeren Mengen synergieren. Und – Überraschung! – egal, ob es um Kreaturenzerstörer, Kartenzieher oder Spielgewinner geht: Es gibt immer eine Kartengruppe, die diese Nische perfekt füllt.

Ich weiß, in einer idealen Welt führt ein Deck seinen Plan komplett aus, ohne jemals auf Gegenwehr zu stoßen. So funktioniert richtiges Magic aber (glücklicherweise) nicht, sodass wir nicht umhinkommen, ein paar Antworten für das gegnerische pièce de résistance parat zu haben. Normalerweise sollten Kreaturen kein allzu großes Problem für Trostani darstellen, da die Spielsteinmassen kombiniert mit dem Lebenspunktepolster einige Angriffe abhalten können sollten. Sollte die Gefahr dennoch mal Beine haben, können Devouring Light, Glare of Subdual sowie Austere Command diese entweder besonders günstig beziehungsweise großangelegt eindämmen.


Solltet ihr mal Opfer eines zornigen Gottes werden, ergeben Rootborn Defenses eine sehr effektive Arche (die sogar Platz für alle Tiere bietet, nicht nur zwei von jedem). Am beeindruckendsten sind allerdings die Möglichkeiten im Bereich der Artefakt- und Verzauberungszerstörung. Gleeful Sabotage, Sundering Growth, Seed Spark und Nullmage Shepherd sind allesamt eiskalte 2-zu-1-Tausche. Letzterer erwirtschaftet potenziell sogar noch mehr Vorteil, aber in der Realität wird er auf den Tisch gelegt, macht etwas kaputt und segnet dann das Zeitliche. Was immer noch ziemlich großartig ist, möchte ich anmerken.

Ein Deck, in das ich mich verliebe, muss über die Fähigkeit verfügen, Karten zu ziehen. Kein Gefühl in Magic ist für mich befriedigender, als immer und immer wieder neu aufzustocken. Da ist es doch erfreulich, dass dieses Privileg mittlerweile nicht mehr allein Blau zusteht. Während Mentor of the Meek nett zu kleinen Leuten ist und sie belohnt, wenn sie ins Spiel kommen, ist der Rest meiner Kartenziehoptionen ein wenig grausamer. Sowohl bei Culling Dais und Skullclamp als auch bei Psychotrope Thallid und Skullmulcher regiert das Prinzip „fressen oder gefressen werden“. Man könnte allerdings auch freundlicher biologisch argumentieren und behaupten, bestehende Populationen müssten eingedämmt werden, um Platz für neue zu schaffen.

Die letzte Synergiekategorie lässt sich am besten mit „höher, schneller, weiter“ zusammenfassen. Wayfaring Temple, Growing Ranks und Parallel Evolution (plus Trostani selbst) schaffen noch mehr Leute auf den Tisch, während Oran-Rief, the Vastwood, Intangible Virtue, Beastmaster Ascension und Cathars' Crusade für enorme Wachstumsschübe sorgen. Odric, Master Tactician und Craterhoof Behemoth schließlich wären im richtigen Leben bestimmt diese Menschen mit 3000 Facebookfreunden, mit denen sie zusammen uneingeladen Partys crashen.


Fringe – Grenzfälle der Spielbarkeit

Kein Deck ist perfekt gebaut. Mit mehr Erfahrung kristallisiert sich im Laufe der Zeit heraus, was funktioniert und was zu den schwächsten Zahnrädern im Getriebe gehört. Seid so kritisch wie möglich, besonders zu euren Lieblingen, wenn sie euch nicht das liefern, was sie euch versprochen haben (beziehungsweise was ihr euch von ihnen versprecht. Wenn eure Karten mit euch reden, habt ihr ganz andere Probleme). Ihr habt beim Deckbau sicherlich oft dasselbe Problem wie ich: Es ist immer weniger Platz vorhanden, weil es immer mehr Karten gibt, von denen ihr denkt, dass man sie einfach spielen muss. Ich versuche mich immer mehr von der Idee, dass es so etwas wie „Staples“ gibt, zu verabschieden. Nichts muss ins Deck, alles muss sich beweisen. Was hat sich also bisher im Trostani-Deck nicht so ganz bewiesen?


Obwohl ich versucht habe, mich am Riemen zu reißen, haben ein paar Karten, die es bisher in jedes grün-weiße Deck von mir geschafft haben, auch den Sprung hierhinein gemacht. Während das bei Swords to Plowshares und Path to Exile aufgrund ihrer Effizienz okay ist, werden Faith's Fetters, Harmonize und Nantuko Monastery immer mehr zum Klotz am Bein. Das Deck hat genug zu tun und weder Probleme mit Lebenspunkten, dem Kartenfluss oder Kreaturen. Für diese drei Karten hat sich bisher nie ein Fenster gefunden, sie gewinnbringend einzusetzen. Ich weiß noch nicht, womit ich die ersten beiden Karten ersetze, aber das Land wird wohl entweder eine Ebene oder ein Wald, weil Trostani wirklich ziemlich anspruchsvoll ist, was farbiges Mana angeht.

Dann wären da noch Wayfaring Temple und Doomed Traveler. Beide vereint ein ziemliche essenzielles Problem: Sie produzieren einfach nie Spielsteine! Wenn ich gerade keine Skullclamp zur Hand habe, ist der Reisende nur schwer zum Sterben zu bringen. Er ist eine so geringe Bedrohung, dass Gegner ihn schlicht ignorieren können. „Nicht totzukriegen“ ist in diesem Fall mal kein Kompliment. Der Tempel ist währenddessen zumindest oft eine größere Kreatur, leidet aber am Mangel eines entscheidenden Schlüsselworts: Trampelschaden. Untrampelnd ist er bloß ein großes Tier, das keinen wirklichen Zweck erfüllt. Schade, ihr saht so vielversprechend aus.


Gehet hin und mehret euch!

Insgesamt gestaltet sich die Strategie von Trostani doch eher simpel. Macht Tiere und vermehrt sie. Achtet dabei darauf, nicht eure ganze Hand hinzulegen, damit ihr immer Nachschub habt und ihr könnt eigentlich nichts falsch machen. Es gibt auch (bis auf Trostani selbst natürlich) keine unersetzbaren Karten. Magics mittlerweile 20-jährige Geschichte bietet eine enorme Bandbreite an spezifischen Anpassungsmöglichkeiten. Ich habe dieses Deck aus den Karten gebaut, die ich gerade so herumliegen hatte und euch damit gezeigt, was für Rollenspieler wichtig sind. Aber dieselben Funktionen können auf unterschiedlichste Weise erfüllt werden. Ihr könntet beispielsweise die verschiedenen Inkarnationen von Elspeth implementieren, die auf ihre eigene Weise für einen ständigen Strom an Spielsteinen sorgen. Die am Anfang besprochenen „armies in a can“ sind auch in Spectral Procession, Imperious Perfect, Shrine of Loyal Legions oder Hornet Queen erhältlich. Spielsteinfreundliche Kreaturenzerstörung findet sich ebenfalls in Hour of Reckoning, Martial Coup oder Phyrexian Rebirth. Die scheinen mir wie gemacht für Trostani. Ich glaube, ich sollte mich mal auf die Jagd danach begeben …


Ein letzter Hinweis, bevor ich auf einem Saproling in den Sonnenuntergang reite: Seid vorbereitet! Ein Spielsteindeck bringt einen nicht unerheblichen Anteil an Bürokratie und Verwaltung mit sich. Stellt sicher, dass ihr die aktuelle Spielsituation akkurat darstellen könnt. Idealerweise benutzt ihr natürlich die Spielsteine, die in Boosterpackungen enthalten sind. Ich persönlich habe aber auch nicht alle zur Hand und verwende etwa Trained Armodon als Elefanten-, Mesa Pegasus als Pegasi- und Silvercoat Lion als Katzen-Spielsteine. Von jedem Token verfüge ich über zwei Exemplare und kann so zusammen mit Würfeln nicht nur die Anzahl jeder Art feststellen, sondern durch die doppelte Ausführung auch getappt und ungetappt unterscheiden (doppelte Ausführung: gibt es etwas Bürokratischeres?). Habt Spaß mit dem Konklave und seinen Anhängern!