Startseite | Kontakt | Über uns

Artikel / Berichte

Formatierung: Cube
Magic Karten Beobachtungsliste 
Torben Thies
20.05.2013
Ich liebe Drafts. Hätte ich unbegrenzt Zeit und Geld zur Verfügung, würde ich höchstwahrscheinlich den ganzen Tag nichts anderes machen …
Leider hat Bill Gates immer noch nicht auf meine Adoptionsanfrage geantwortet, weshalb die Anzahl an Boostern, die ich pro Woche öffnen kann, begrenzt ist. Glücklicherweise gibt es ein wunderbares Format namens Cube, das endlos wiederholbares Draftvergnügen verspricht. Wie das geht, erzähle ich euch heute.

Im Prinzip ist ein Cube nichts weiter als eine Sammlung von Karten, die gemischt, in drei 15-Karten-Booster für jeden Mitspieler aufgeteilt und dann verdraftet wird. Der einzige weitere Unterschied zum regulären Draft ist, dass die Teilnehmer ihre Karten nicht behalten, sondern sie, nachdem alle Runden gespielt wurden, wieder ihrem Besitzer zurückgeben. Das setzt ein gewisses Maß an Grundvertrauen an eure Mitdrafter voraus, weshalb Cube vor allem etwas für Freunde ist. Ansonsten ist alles wie in jedem Limitedformat. Die Decks haben ein 40-Karten-Minimum und Standardländer kann man sich beliebig ins Deck stecken. Ein Cube sollte genug Karten für acht Spieler zur Verfügung haben (also 360, hat mir mein Taschenrechner gesagt). Manche Würfelkonstrukteure bevorzugen eine möglichst kleine Anzahl an Karten, damit man sich besser darauf verlassen kann, bestimmte Karten zu öffnen, manchen gefällt Unvorhersehbarkeit mehr, was zu größeren Cubes führt. Die Grundstruktur hätten wir damit also geklärt, aber was ist in so einem Cube eigentlich genau drin?


Allgemein gilt, dass es keine einzige Karte gibt, die sich in einem Cube befinden muss. Ihr könnt ihn beliebig anpassen und so ein einzigartiges Drafterlebnis für eure Spielrunde schaffen. Viele bevorzugen es, ihren Cube mit den mächtigsten Karten aus der gesamten Magic-Geschichte zu füllen, aber man kann genauso viel Spaß mit größtenteils Commons und Uncommons haben. Wenn man einen Cube als Kunstwerk betrachtet, zählt die Komposition des Ganzen also deutlich mehr. Welche Materialien man verwendet, ist zweitrangig.

Aber ob ihr nun eher Richtung Black Lotus oder Runeclaw Bear tendiert: Bestimmte Grundstrukturen haben sich beim Bau jedes Cubes als nützlich erwiesen, um das Erlebnis fair und ausbalanciert zu gestalten. Ich empfehle also, folgende Dinge zu beachten, wenn ihr auch zum Kubisten werden möchtet:


Behandelt die Farben gleichmäßig! Damit das Farbgleichgewicht, das in Magic so wichtig ist, auch im Cube vorhanden ist, solltet ihr jeder Farbe die gleiche Anzahl an Karten zur Verfügung stellen. Besonders im Bereich der mehrfarbigen Karten besteht leicht die Gefahr, die Waagschale zu kippen. Habt ihr beispielsweise je eine Karte aus Selesnija, Simic und Gruul, sind die grünen Karten deutlich im Vorteil. Achtet also darauf niemanden aus Versehen zu bevorzugen. Auch von der Kartenstärke her sollte keine Farbe besser aufgestellt sein als die andere, selbst wenn ihr manche vielleicht lieber mögt.


Bietet Diversität an Manakosten und Effekten an! Die besten Cubes haben eine bunte Mischung aus billigen und teuren Karten, aus Kreaturen und anderen Sprüchen im Angebot. So entsteht eine flüssige Draftumgebungen, die allen Mitspielern Raum zur Entfaltung bietet.


Überlegt euch, welche Strategien euer Cube unterstützt! Dieser Punkt ist bei Weitem am schwersten umzusetzen und erfordert einiges an Kenntnissen und Fingerspitzengefühl. Die meisten Cubes ermöglichen es, sogenannte "Archetypen" zu draften. Das sind bestimmte Arten von Decks mit einem klaren Weg zum Sieg. Beispiele für Archetypen sind "White Weenie", also kleine weiße Kreaturen, die den Gegner schnell überrennen, "Reanimator", das Befördern und anschließende Wiederbeleben riesiger Monster aus dem Friedhof oder "Ramp", grüne Decks, die sich viel Mana generieren, um schneller teure Sprüche wirken zu können. Es ist kein Beinbruch, wenn ihr eurem Cube anfangs keine perfekten Draftarchetypen zur Verfügung stellt. Ihr könnt auch einfach drauflosdraften und schauen, was am Ende dabei herauskommt. Ihr werdet mit der Zeit aber sicherlich merken, dass sich verschiedene Siegstrategien herauskristallisieren. Wenn ihr diese bemerkt, könnt ihr sie ja weiter unterstützen, wenn sie euch gefallen, oder sie schwächen beziehungsweise Gegenmaßnahmen einbauen, wenn sie nicht euren Vorstellungen entsprechen. Einen Cube strategisch auszubalancieren, ist kein Zuckerschlecken und passiert am besten, indem man immer weiter mit ihm spielt – was perfekt ist, schließlich habt ihr ihn dazu ja gebaut.

Allgemein rate ich euch, euch nicht zu viele Sorgen darüber zu machen, dass euch bestimmte Karten fehlen oder euer Cube anderweitig nicht perfekt ist. Solange es euch Spaß macht, ihn zu draften, habt ihr alles richtig gemacht. Ein guter Startpunkt ist, einfach Karten, die bei euch herumliegen zu einem Alpha-Cube zu formen und ihn dann nach und nach in die Richtung, die euch am meisten gefällt, zu entwickeln. Cubes lassen sich übrigens auch sehr gut mit weniger als acht Leuten draften. Wir hatten schon echt schöne Runden mit sechs oder sogar nur vier Spielern.

Falls ihr ein wenig Inspiration sucht: Unser Cube baut auf dem von Limited Resources auf. Ebenfalls empfehlenswert ist Cubedrafting Dot Com von Evan Erwin, dessen Liste ein sogenannter Powercube ist, also eine Sammlung der stärksten Karten in Magic. Eventuell hat auch jemand anders in eurem Umfeld einen Cube oder die Mittel, einen zusammenzustellen. Hört euch um! Das ist eine tolle Gelegenheit, mit Karten zu spielen, die man nie besessen hat, aber immer mal ausprobieren wollte.