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Artikel / Berichte

Little Bird
Magic Karten Beobachtungsliste 
Michael Diezel
17.07.2014
Am Anfang gewinnen die Würmer. Zumindest in meiner Jugend war das so …
Heutzutage gibt es natürlich Götter und Dämonen und Hydren und Drachen, aber das Prinzip bleibt gleich: Wer den Dicksten hat, gewinnt. Vielen (nicht allen!) dämmert jedoch irgendwann die Erkenntnis, dass Größe nicht alles ist, sonden dass auch Geschwindigkeit zählt. In meinem Fall war es ein White-Weenie-Deck mit Stars wie Savannah Lions, White Knight und Crusade, welches mir Spiel um Spiel den Garaus machte. Wie bei den meisten folgte dann auch bei mir die Umkehrung von „Der Dickste gewinnt“ in: „Je kleiner, desto besser!“

Das klappt natürlich auch oft nicht so, wie man sich das denkt, denn je billiger die Karten, desto schlechter sind sie auch. Oder was glaubt ihr, wie viele Spiele der kleine Ornithopter schon im Alleingang gewonnen hat?


Mit wenigen Ausnahmen ist das die von Kampfwerten und Kartentext schlechteste je gedruckte Magic-Kreatur. Und doch finden wir sie seit Jahren in erfolgreichen Modern-Listen und selbst im Legacy muss man sich nicht schämen, mit diesem Ding aufzutauchen. Das Zauberwort heißt Synergie und mit ebenjener wollen wir den Ornithopter nicht nur ins Standardformat bringen, sondern dafür auch möglichst wenig Geld oder andere materielle Mittel aufwenden.

Wie üblich funktioniert Letzteres nur in einfarbigen Decks, da ansonsten die Manabasis entweder zu teuer oder einfach zu schlecht sein würde. Gerade in aggressiven Decks kann man es sich einfach nicht erlauben, Länder getappt ins Spiel zu bringen und so kommt man um die Doppelländer des Ravnica-Blocks, aber auch um Mana Confluence beziehungsweise die neuen alten Schmerzländer aus M15 nicht herum.


Zum Glück reicht uns aber eine Farbe und da wir ordentlich zuschlagen wollen, kann das offensichtlich nur … Blau … sein …?

Nun, blaue Männer haben in der Vergangenheit zwei positive Argumente auf sich vereinen können: Den Kreaturentyp Meervolk und Flugfähigkeit. Fische gibt es aktuell bestenfalls zufällig und somit bleiben wir bei den Fliegern hängen. Unter diesen gibt es wiederum einige, die potenziell beachtliche Kampfwerte aufweisen, aber immer an irgendwelche Nachteile gebunden sind. Hier wiederum kommt der Ornithopter ins Spiel und hilft folgenden Karten direkt:


Alle Karten lassen sich dabei auch problemlos mit anderen Karten gepaart ausspielen, ihre besondere Effektivität aufgrund der inhärent billigen Kosten, gibt es aber nur auf diesem Weg. Trotzdem ist diese Erkenntnis wichtig: Es ist schön, wenn man einen Ornithopter und möglichst viele dieser Karten zieht, da das Deck irgendwo darauf aufbaut, aber auch ohne den unbeeindruckendsten Flieger aller Zeiten zerfällt das Kartenhaus nicht.

Weiterhin profitieren von einem Angriff mit dem kleinsten fliegenden Artefaktmann der Welt:


Der Raptor wächst und mit Military Intelligence lassen sich so sehr oft schon ab dem zweiten Zug Zusatzkarten ziehen. Der Spezialist wiederum läuft zu Höchstform auf, weil die enthaltenen Karten nicht nur sehr günstig und damit auf natürlichem Weg schon für die eine oder andere Aktivierung seiner Fähigkeit gut sind, sondern weil mit Ornithopter und den ganzen Männern aus dem ersten Punkt hierbei auch eine gewisse Nachhaltigkeit vorhanden ist.

Insgesamt sind das geschmeidige sechs Karten, die allesamt in Vierersets mitwirken dürfen und da bleiben nicht mehr viele übrig, auf die das nicht zutrifft. Selbst unter diesen lässt sich sogar noch eine finden, die in vielerlei Hinsicht eine Minikombination mit dem Ornithopter bilden kann:


Zum einen ist uns die Bestie auf gegnerischer Seite herzlich egal, solange alle eigenen Männer fliegen oder gar ganz unblockbar sind – und das sind sie –; zum anderen haben selbst so zahlreiche Synergieeffekte wie in diesem Deck irgendwann ausgedient und so ein Ornithopter kann dann dem verdienten Ruhestand dadurch entgehen, dass er zur Bestie mutiert – und das alles für ein Mana!

Der Rest wird dann nur noch aufgefüllt. Momentan habe ich dies mit folgenden Karten getan:

Judge's Familiar: Der nächste nicht unbedingt furchteinflößende Vogel. Dafür stimmen die Manakosten und sehr oft sieht man seine Wirkung auf den Gegner ja gar nicht, weil dieser seine beeindruckenden Zauber nur selten in seine Fähigkeit hineinspielen wird. In der Vergangenheit hat ihn das immer über die möglichen Konkurrenz erhoben, die ich hauptsächlich in Galerider Sliver sehe. Kämpferisch ist das kein Unterschied, man tauscht halt die Opferoption gegen fliegende Mutavaults aus. Das könnte in diesem Deck übrigens tatsächlich besser sein, da ein Spiel idealerweise so zeitig vorbei sein sollte, dass die ganz großen, teuren Zaubersprüche eh keine Rolle spielen. Zumal man den allerwichtigsten – Day of Judgment – sowieso nie neutralisiert bekommt.


Hall of Triumph: Leider keine Kombo mit Ornithopter, dafür mit dem gesamten Rest. Eine zweite Halle wäre auch denkbar, allerdings ist der legendäre Status dann natürlich immer eine beachtliche Gefahr...

Void Snare: Wer hätte gedacht, dass das gute alte Unsummon mal zu stark für ein Standardformat sein könnte? Aber in unseren modernen Zeiten, in denen Kreaturen immer mächtiger, aber sehr oft auch immer teurer werden, sind superbillige Bouncesprüche sehr oft hocheffektive Antworten – insbesondere, wenn derweil Military Intelligence für Kartennachschub sorgt.


16 Island
4 Mutavault

3 Void Snare
1 Hall of Triumph
4 Rapid Hybridization
4 Military Intelligence


4 Illusory Angel
4 Quickling
4 Ornithopter
4 Cloudfin Raptor
4 Incursion Specialist
4 Judge's Familiar
4 Faerie Impostor


So sieht das Ganze dann zusammengepackt aus. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Länder: 20 inklusive viermal Mutavault bedeutet, dass man lediglich 16 im späteren Spiel unnütze Länder hat. Das sind im Schnitt acht bis zehn weniger als die meisten anderen Decks und das merkt man natürlich auch. Auch sind unsere Mutavaults oft viel besser als gegnerische, weil wir eben dank unserer extrem billigen Karten öfter das Mana zur Aktivierung haben.

Kommen wir zum Sideboard. Dieses ist gar nicht so einfach zu bauen, da wir uns sowohl an farbliche wie auch an Argumente zur Einhaltung des Budgets halten müssen. Außerdem müssen wir ja auch ein wenig an die Zukunft denken und da braucht es ab Oktober zum Beispiel keinen Tidebinder Mage mehr. Insofern braucht ihr euch den nicht zulegen, falls ihr aber welche besitzt, schadet es sicher nichts, sie auf die Ersatzbank zu setzen.

Weiterhin empfehle ich Karten fürs gepflegte Damage-Race. Dies kann zum einen Bounce sein, aber auch Frost Breath hilft durchaus weiter. Mein persönlicher Favorit dürfte aber der hier sein:


Nicht nur ist Elementar-Katze ein großartiger Kreaturentyp, mit seiner Fähigkeit hält er zunächst das Tempo aufrecht und kann sogar noch von Quickling oder Faerie Impostor recycelt werden. Ansonsten könnten Triton Tactics flexibel eingesetzt werden. Solider Kampftrick, gerade in spannenden Duellen, aber auch als Konter für rote Brandsprüche nicht zu verachten. Gegen die Decks mit den dicken Sprüchen zwirbeln wir hingegen am besten echte Kontermagie, etwa Thassa's Rebuff. Hat man Angst vor Kreaturenvernichtung helfen Dispel und Mizzium Skin, wobei Ersteres natürlich noch andere Anwendungsgebiete findet, dafür aber nicht so konsequent die Vernichtungszauber aufhebt.

Im Übrigen ist es sowieso wichtig, dass ihr beim Sideboarden nicht zu viele Karten austauscht. Denn letztendlich nähern wir uns mit diesem Design einem Kombodeck durchaus an und für diese ist es immer wichtig, den Synergieteil hochzuhalten, weil man ansonsten mit einem großen Haufen schlechter Einzelkarten das Match bestreitet. Deshalb im Zweifel möglichst wenig boarden!

Ansonsten möchte ich noch kurz auf eine weitere Karte hinweisen, deren Einsatz in einem solchen Deck sehr gut vorstellbar wäre:


Noch mehr Kombo-Wombo, allerdings braucht man nicht nur quantitativ spürbar mehr Mana, sondern eben auch jede Menge weißes und da bin ich mir absolut nicht sicher, ob das die Mühe wirklich wert ist.

Auf jeden Fall braucht man so oder so keine Angst vor den meisten der neuen Seelen zu haben, man ist einfach fertig mit dem Spiel, bevor diese relevant werden. Und das zeigt uns mal wieder, dass Größe eben doch nicht alles ist …

Der MiDi