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Artikel / Berichte

Der König der Diebe
Magic Karten Beobachtungsliste 
Michael Diezel
24.04.2014
Auf der Suche nach Inspiration …

„Madness and genius are separated only by degrees of success.“
– Sidar Jabari

Inspiriert zu sein, ist offensichtlich nicht einfach in der Welt von Theros. Die meisten Karten mit dieser Schlüsselwortfähigkeit sind bestenfalls solide Draftkarten und im Bereich der Constructedmagie nur rudimentär und eher zufällig (Pain Seer) dabei.


Unser Ziel für heute ist es, dies zu ändern und einfach mal zu schauen, ob sich nicht doch ein Deck auf die Beine stellen lässt, welches tappt und enttappt und dabei tatsächlich auch Spiele gewinnt. Wichtig dafür sind ein paar Neuzugänge aus Journey into Nyx, die ich euch zunächst zur genaueren Betrachtung vorstellen möchte:


Traditionell werden solche Tauschkarten ja eher als lustige Spielerei für den Küchentisch angesehen, da man schlicht zu oft „wenn“ in Sätze einbauen muss, um zu beschreiben, wie sie funktionieren sollen. Für den Dieb hege ich allerdings recht hohe Erwartungen, da er sowohl gut bepreist ist und im entsprechenden Deck (also das, an welchem wir gerade schrauben) ziemlich einfach zu aktivieren ist.

Ein lohnender Tausch dürfte sich erstaunlich schnell anbieten. Abgesehen von Offensichtlichem („schlechter eigener Mann“ gegen „guter gegnerischer“) sind besonders Verzauberungen sehr interessant, weil diese meist einen globalen Effekt haben oder als Aura noch genauso funktionieren wie zuvor. Wenn ich also zum Beispiel einen Pacifism auf den gegnerischen Desecration Demon lege und dann mit Daring Thief gegen Courser of Kruphix tausche, bleibt der Dämon friedlich und ich habe ein glorifiziertes Pferd hinzugewonnen.


Auch der Goldkönig hat eine beeindruckende, wenn auch deutlich weniger subtile Inspiriertfähigkeit. Tappen, enttappen, Mann kaputt und Profit.

Nachteilig dabei ist, dass er nichts macht, solange der Gegner auf Männer verzichtet und er gleichzeitig als Legende auch immer der Gefahr unterliegt, in multiplen Exemplaren gezogen zu werden. Dagegen hilft übrigens der folgende Knabe:


Ähnlich wie bei Daring Thief wurde leider eine Nicht-Land-Sicherheitsklausel eingebaut, ohne die beide Karten noch deutlich interessanter wären. Davon abgesehen lässt uns der Disciple jede Menge situationsabhängige Karten spielen, weil er ja dafür sorgt, dass in den entsprechenden Szenarien immer das Optimum am Start ist. Natürlich müssen wir unser Deck entsprechend anpassen, etwa durch dein Einbau einzelner mehr oder weniger spezieller Karten.

Aus den alten Theros-Block-Editionen kommt dann noch der schon angesprochene Pain Seer dazu, der Rest der Inspired-Karten ist eher … wenig inspirierend.


Nun, da wir wissen, wen wir tappen und enttappen wollen, machen wir mit dem zweiten Teil weiter, dem „Wie“. Eins dürfte nämlich klar sein, einfaches Angreifen und Hoffen, dass der eigene Attacker überlebt, reicht nicht als vollständige Strategie. Stattdessen müssen wir versuchen, Alternativen zu finden, unsere Männer abwechselnd um 90° nach rechts und links zu drehen:

Anhand der Liste erkennen wir drei Sachen:

1.
An Blau werden wir auf keinen Fall vorbeikommen.
2.
Ein bisschen einer dritten Farbe neben Schwarz und Blau wäre durchaus interessant.
3.
Springleaf Drum wird unverzichtbar.

Wie so oft gibt es an dieser Stelle mehrere Möglichkeiten, das Deck auszugestalten. Variante 1 ist die Haudrauf-Version, die es ausnutzt, dass man mit Pain Seer eine Karte hat, die offensichtlich besser wird, wenn erstens sie auch mal erfolgreich angreifen kann und zweitens nicht so viele teure Karten im eigenen Deck stecken. Hinzu kommt, dass Hidden Strings ebenfalls aufgewertet werden, wenn man damit eine gegnerische Kreatur tappt und in dem folgenden Angriff ernsthaft Schaden anrichtet.

Um diesen Ansatz weiter zu verfolgen, habe ich hauptsächlich zu den kleinen, schwarzen Kreaturen gegriffen, die einfach viel effektiver sind als ihre blauen Kollegen. Allein im 1-Mana-Bereich finden wir:


Zunächst einmal sind beide sehr solide Angreifer, auch ohne dass noch etwas anderes passiert. 2/1 für eins war vor 15 Jahren unverschämt stark und ist heute immer noch sehr anständig. Doch da hört es nicht auf. Beim Helden etwa wird die Heroicfähigkeit normalerweise als Random Bonus angesehen, der vielleicht alle x. Spiele mal zufällig etwas Relevantes macht. Nicht so in diesem Deck. Zwischen Hidden Strings, Triton Tactics und was uns sonst noch so einfällt, holt man schnell mal ein halbes Dutzend (!) Aktivierungen aus ihm heraus, was dann schon spürbaren Einfluss aufs Geschehen hat. Gnarled Scarhide wiederum ist so ein weiteres Argument für Heroic.

Heroische Typen arbeiten sowieso ganz hervorragend mit inspirierten zusammen, da die angesprochenen (Ent-)Tappeffekte zumeist gezielter Natur sind. Wenn nun aber Heroic stärker genutzt werden soll, kann Bestow nicht weit sein. Insofern wird nicht nur Gnarled Scarhide interessant, sondern auch Herald of Torment, Spiteful Returned und Nighthowler. Gleichzeitig dürfte Agent of the Fates mit jedem dieser zielenden Sprüche ebenfalls verlockender werden. Beachtet zudem noch einmal die Synergie zwischen Daring Thief und den Bestowkreaturen … zumindest solange sie wirklich Auren sind.

Eine Liste:


5 Swamp
3 Mutavault
3 Island
4 Temple of Deceit
4 Watery Grave
2 Mana Confluence

3 Springleaf Drum
3 Hidden Strings
3 Retraction Helix
4 Triton Tactics


4 Agent of the Fates
2 Daring Thief
4 Herald of Torment
4 Gnarled Scarhide
4 Pain Seer
4 Tormented Hero
4 Spiteful Returned


Okay, ich gebe zu, hier ist von Inspired nicht mehr allzu viel übrig. Das liegt aber ganz einfach daran, dass die schwarzen Aggrokarten mit all dem Heroischen und Göttergegebenen schlichtweg effektiver sind. Das wiederum wird zumindest zum Teil auch von den fehlenden Unterstützungskarten verursacht.


Damit wir hier auf genug kommen, müssen wir noch in weitere Farben eindringen. Die gestiegenen Anforderungen an die Manabasis verhindern dann offensichtlich ein wirklich aggressives Auftreten. Doch umso mehr Zeit können wir uns nehmen, unsere diversen Synergien zu entwickeln. Gleichzeitig sorgt Springleaf Drum nicht nur für Inspiration, sondern auch für buntes Mana, was uns wiederum völlig neue Möglichkeiten eröffnet.

Bereit?


2 Mana Confluence
1 Watery Grave
2 Blood Crypt
2 Temple of Malady
2 Steam Vents
2 Godless Shrine
2 Hallowed Fountain
4 Temple of Mystery
4 Temple of Deceit

4 Pain Seer
4 Disciple of Deceit
1 Chromanticore
4 Daring Thief
3 King Macar, the Gold-Cursed
2 Prophet of Kruphix
4 Kiora's Follower


4 Springleaf Drum
2 Hidden Strings
3 Triton Tactics
3 Ral Zarek
1 Unflinching Courage
1 Pithing Needle
1 Detention Sphere
2 Underworld Connections


Was für ein Kunststück! Grund für diese highlandermäßig anmutende Liste ist natürlich Disciple of Deceit. Vermutlich ginge sogar noch mehr, allerdings will ich auch nicht das komplette Wohl und Wehe meines Decks in die Hände von einem Lumengrid Warden legen. Ansonsten habe ich leider ziemlich oft Probleme mit selbstverursachten Schadenspunkten bekommen. Meister Pain Seer, der an sich eine der besseren und wichtigeren Karten des Decks ist, wird deutlich suizidaler, wenn die Durchschnittsmanakosten im Vergleich zu Deck 1 erheblich steigen.

Der Hauptvorteil dieser Version liegt aber sicher besonders im spielerischen Vergnügen. Zwischen Disciple of Deceit und Daring Thief hat man nahezu unendliche Möglichkeiten, insbesondere in Kombination. Ein klein wenig anstrengend wird es dann natürlich, wenn das Deck des Gegners hauptsächlich aus Karten besteht, die es nicht zulassen sollen, dass mehr oder weniger aufwendige Kombinationen stattfinden. Gegen Thoughtseize (Bäh!) oder Gegenzauberei kann man dabei recht wenig machen, außer vielleicht das Sideboard befragen. Gegen rote Kreaturenvernichtung (und Bile Blight) helfen hingegen Triton Tactics zumindest oft. Ansonsten sollte man nicht vergessen, dass ein Großteil der Karten doch über eine recht anständige Eigenstärke verfügt, und mit diesen sollte man dann auch arbeiten. Ganz wichtig ist zudem, überschüssiges, unnützes Zeug nicht sinnlos auszuspielen, sondern auf eine Umwandlung mit Disciple oder Daring Thief zu hoffen.

Zum Abschluss, um euch noch weiter zu motivieren, hier noch ein paar Dinge, die schon auf meiner Seite unterwegs waren:

Keranos, God of Storms
Ashen Rider
Ætherling (Spontane Enttappeffekte sind hier sehr nützlich.)
Master of Waves, Master of Waves, Master of Waves und dann ein Angriff mit Mutavault
Chromanticore

Dann wünsche ich euch ganz viel Freude – ich hatte diese – und falls es mal doch nicht klappt, tröstende Worte von Auguste Rodin:

„Die Inspiration! Hahaha! Das ist eine alte romantische Idee ohne Sinn und Verstand.“

Der MiDi